Christian Bruns

Christian Bruns

* 14.03.1952 in Bremen
† 10.05.2019 in Sande
Erstellt von Regine Bruns
Angelegt am 15.05.2019
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Gedenkkerze

Heilke von der Ahe

Entzündet am 10.05.2020 um 09:02 Uhr

Nie wird sterben, wer Leben durch die Liebe empfing. Darum ist ins Buch der Welt meine Dauer eingetragen. (Hafis)

Kondolenz

Werte

14.06.2019 um 14:16 Uhr von Petra Madelung

iebe Regine, lieber Simon, liebe Wipha,

in den traurigen Tagen nach der Nachricht vom Tod eures Partners und Vaters drängte sich bei mir eine Erinnerung besonders in den Vordergrund aus all den Erinnerungen an die Brüsseler Tage, in denen ich eure Familie kennen und schätzen gelernt habe. Die Internationale Deutsche Schule Brüssel war in stürmische See geraten und Christian gehörte zu einer kleinen Gruppe von Eltern, die das Steuer festgehalten haben und dafür gesorgt, dass die Schule bald wieder in sicheres Fahrwasser kam und euch ruhige Schuljahre gewährleisten konnte. Am Ende gab es ein Herbstforum, auf dem Chrstian und ich einen 'Wertedialog' vorgetragen haben, der in vielen höchst interessanten Stunden entstanden ist. Ich finde, dieser Dialog sagt so viel über Cristian aus, dass ich ihn gerne in eure Erinnerungsschatzkiste legen möchte. In meiner hat er einen ganz besonderen Platz.

Ich wünsche euch weiterhin die Kraft, den guten Erinnerungen in all der Trauer Platz geben zu können.

Petra

 

Werte-Dialog

 

Herbstforum der iDSB am 8. Oktober 2011

 

Christian Bruns: Guten Tag zusammen, schön dass Sie da sind.

 

Petra Madelung: Auch von mir ein herzliches Willkommen. Ja, Christian, dann wollen wir mal versuchen, von unseren Überlegungen zum Thema Werte an der IDSB zu erzählen. Wenn daraus Denkanstöße werden, umso besser. Magst Du noch mal kurz erläutern, wie die Idee zu einem gemeinsamen Dialog über Werte entstand?

 

C: Gerne. Wir hatten ja im Kreise der Initiatoren und Mitgliedern des Kompetenzteams in den aufgeregten Wochen im Frühjahr schnell die Themen identifiziert, die wir für die Verbesserung der Kommunikationskultur an der Schule wichtig finden, und die nachher in den Workshops beraten werden. Aber in unserer Diskussion wurde auch deutlich, dass es sich dabei eben um Einzelthemen handelt. Und es wurde klar: Ein roter Faden wird gebraucht, eine gemeinsame Basis. Ein Rahmen sozusagen, der die einzelnen Themen und Regelungen umfasst und ihre Ausrichtung definiert. Wir kamen zu dem Schluss: Einen solchen Rahmen können gemeinsame Werte darstellen, auf die sich die Schulgemeinschaft verständigt.

 

P: Es geht bei unserem kleinen Gespräch über Werte also nicht so sehr um Werte-Erziehung im Unterricht, sondern darum, dass wir alle, die wir an dieser Schule, lernen, lehren, arbeiten, leiten, Kinder begleiten, erziehen, zu Gast sind … uns darauf verständigen, was die Basis unseres Umgangs miteinander sein soll. Es geht darum, Werte zunächst gemeinsam zu definieren und anschließend umzusetzen.

 

C: OK. Beginnen wir also mit einem Versuch der Definition: Bei unseren Diskussionen sind wir auf fünf – aus unserer Sicht wichtige – Grundwerte gekommen, die wir in den Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr vermisst haben: Verlässlichkeit, Vertrauen, Verantwortung, Respekt, und Mut.

 

P: Verlässlichkeit! Wir haben ein paar Menschen gefragt, worauf sie sich im Schulalltag gerne verlassen können möchten. Kein Anspruch auf Repräsentativität, aber doch aufschlussreich…..

 

C: Schüler zum Beispiel möchten sich gerne darauf verlassen, dass sie in ihren Informationsbedürfnissen ernst genommen werden. Dass sie nicht auf Umwegen erfahren, wenn es Probleme gibt. Sondern dass sie, genau wie die anderen Gruppen der Schulgemeinschaft, rechtzeitig und umfassend informiert und in die sie betreffenden Themen einbezogen werden. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.

 

P: Ja, Verlässlichkeit bezieht sich auf viele Felder schulischen Zusammenarbeitens. Lehrer möchten sich z.B. darauf verlassen, dass Schüler sich an schulische Regeln halten, also etwa Hausaufgaben machen und ihre Materialien mitbringen. Sie möchten sich auch darauf verlassen, dass Kolleg/innen sich an Absprachen halten, also z.B. Mehrheitsbeschlüsse aus Konferenzen ernst nehmen, auch wenn sie selbst dagegen waren. Und sie möchten, dass sie auf das, was die Schulleitung sagt, bauen können. Es soll für alle in vergleichbarer Weise gelten und es soll über den Tag hinaus gelten.

 

C: Und Eltern möchten darauf bauen können, dass das, was Ihnen versprochen wird, auch eingehalten wird. Lieber kein Versprechen als ein Versprechen, das keine Basis hat und am Ende gar nicht eingehalten werden kann, weil die Voraussetzungen nicht vorher geklärt wurden. Da muss die eine Seite es aushalten, dass sie manchmal NEIN sagen muss, und die andere Seite muss es aushalten, dass sie nicht immer ihre Wünsche erfüllt bekommen kann und vielleicht sogar Verständnis dafür aufbringen. NEIN sagen erfordert auch Mut.

 

P: Mut ist auch einer der Werte, die uns wichtig sind, nicht wahr?

 

C: Ja, aber lass uns erst über Vertrauen sprechen; denn Verlässlichkeit nährt sozusagen Vertrauen.

 

P: Das Bild gefällt mir gut.

 

C: Ich denke, Vertrauen geht über Verlässlichkeit hinaus. Es hat sozusagen Vorschusscharakter. Ich unterstelle dem Gegenüber erst einmal positive Motive bei dem, was er oder sie tut. Ich gehe davon aus, dass er oder sie auf der Basis von Werten und moralischen Vorstellungen handelt, die wir teilen.

 

P: Problematisch wird das ja immer dann, wenn die Transparenz aufhört. Beispiel Personalentscheidungen: Habe ich das Vertrauen, dass gute Entscheidungen getroffen werden, auch wenn ich Details und Gründe nicht erfahren darf?

 

C: Habe ich als Schüler das Vertrauen in den Lehrer, dass er Noten fair vergibt, auch wenn ich nur die grundsätzlichen Kriterien, aber nicht die Gründe im Einzelnen kenne, warum mein Banknachbar eine 3 hat und ich eine 4?

 

P: Ich würde gerne nochmal das schöne Bild des Nährens gebrauchen: Verlässlichkeit führt zu Glaubwürdigkeit. Und Glaubwürdigkeit und Authentizität nähren Vertrauen.

 

C: Und eine Misstrauenskultur entsteht dann, wenn keiner mehr dem anderen positive Motive unterstellt.

 

P: Auf die Gefahr hin, pathetisch zu werden: Wäre es nicht gut, wenn wir es schafften, den anderen beste Absichten und konstruktive Motive zu unterstellen – jetzt, wo wir hier an der iDSB an so vielen Stellen einen Neubeginn gestalten können? Würde es nicht denen, die ihn gestalten wollen und müssen, unglaublich helfen?

 

C:  Also: Vertrauenskultur statt Macht des Trottoirs!

 

P: Was meinst Du mit „Macht des Trottoirs“?

 

C: Die Tatsache, dass ein großer Teil der Meinungsbildung, jedenfalls der Elternschaft, auf dem Gehsteig vor der Schule stattfindet, jeden Morgen, mittags und nachmittags. Dieser Austausch, den wir alle kennen, ist ja an sich etwas sehr Schönes und Nützliches, er bedeutet unmittelbare Kommunikation und schafft Nähe und Gemeinschaft. Aber er wird zum Problem, wenn er nicht auf sachliche Informationen und Fakten zurückgreifen kann und sich stattdessen auf Gerüchte und Vermutungen stützen muss. Dann entsteht schnell ein Klima, in dem aus Desinformation Misstrauen wird. Das war in der Vergangenheit vielfach der Fall.

 

P: Was Du beschreibst, bedeutet doch: Gelungene Kommunikation setzt Information und Vertrauen voraus. Anders gesagt: Wir brauchen eine Vertrauenskultur statt einer Gerüchteküche! Jetzt fällt es mir auch nicht schwer den Bogen zu „Verantwortung“ zu schlagen. Es bedeutet nämlich: Ich übernehme Verantwortung für das, was ich sage und nicht sage, für das, was ich tue und nicht tue.

 

C: Ja. Und das gilt nicht nur für den jeweils Anderen, oder diejenigen, die Verantwortung in Ämtern tragen, sondern für jeden von uns. Nach dem Motto: Ich übernehme Verantwortung für das, was ich in meiner Rolle als Schüler, Lehrer, Vater tun muss und sehe dabei aber auch die Verantwortung, die ich als Teil der Gemeinschaft, der Schulgemeinschaft habe.

 

P: Kannst du das etwas konkreter formulieren?

 

C: Na ja, die Schule kann als Gesamtsystem doch nur funktionieren, wenn die verschiedenen Gruppen und Akteure stets ein Bewusstsein davon haben, dass die eigenen Interessen am Ende in einem Konsens münden müssen. Und es dann geboten ist, diesen Konsens zu akzeptieren und gemeinsam zu vertreten.

 

P: Beim Thema fällt mir noch ein, dass man Verantwortung auch ganz bewusst übergeben kann, die Lehrer z.B. den Schülern ein Stück für ihren eigenen Lernerfolg; denn nur so werden Schüler selbstständig; die Eltern den Lehrern für das was sie täglich professionell und kompetent tun, nämlich Kinder zu unterrichten und zu erziehen.

 

C: … was dann wieder mit Vertrauen zu tun hat und vielleicht auch mit Respekt.

 

P: Die Kinder lernen in den Lions Quest –Stunden, dass Respekt Aufmerksamkeit und Interesse für andere bedeutet, auch für die anderen, die man nicht so gerne mag. Ebenso Toleranz, gegenüber anderen Meinungen und Andersartigkeit.

 

C: Ich wünsche mir als Vater, dass mein Kind, dass jedes Kind in seiner Eigenart willkommen geheißen wird und nicht vermittelt bekommt, was an ihm nicht richtig ist. Respekt vor der Unterschiedlichkeit.

 

P: Wenn wir jetzt etwas wünschen dürfen, dann wünsche ich mir Respekt davor, dass unterschiedliche Rollen unterschiedliche Interessen mit sich bringen. Ich respektiere als Lehrerin, dass du der Anwalt deines Kindes bist, und du respektierst als Vater, dass ich als Lehrerin kompetent  für den schulischen Teil der Erziehung deines Kindes bin, kompetent im Sinne von zuständig und mit Fachwissen und Erfahrung dafür ausgestattet.

 

C: Einverstanden. Vertrauensvorschuss gewährt. Aber ich darf doch als Anwalt meines Kindes tätig werden, wenn ich den – zugegebenermaßen subjektiven - Eindruck habe, die Interessen meines Kindes würden nicht angemessen berücksichtigt.

 

P: Natürlich! Aber Respekt stellt auch die Voraussetzung dafür dar, diesen möglichen Konflikt gut und ohne Beschädigung des Anderen durchzustehen.

 

C: Hat Respekt nicht auch mit Wertschätzung zu tun?

 

P: Wertschätzung der Menschen in ihrer täglichen Arbeit, Wertschätzung von Initiative? Ja, gerne einverstanden!

 

C: Und wie passt jetzt Mut als fünfter Wert dazu?

 

P: Erinnerst du dich: Wir haben in unseren Gesprächen irgendwann festgestellt, dass wir mit Verlässlichkeit, Vertrauen, Verantwortung und Respekt allein wahrscheinlich nicht die Zukunft bewältigen werden.

 

C: Ja, und dann hat uns auf dem Einladungsflyer diese Reihe so gut gefallen: Innovationen, Interessen, Ideen, Ideale, Initiativen: Die I’s, die unsere Schule bewegen.

 

P: Bei unserer Minibefragung haben uns Menschen gesagt, dass Innovationen – kleine und große – Mut brauchen: neue Methoden, Unterrichtsformen, Konferenzformen ausprobieren, alte Strukturen verändern, konstruktives Querdenken.

 

C: Aber Mut heißt auch Zivilcourage. Auf Fehler hinweisen, wenn sie entstehen, auch wenn es für mich vielleicht mit Nachteilen verbunden ist. Eine mutige, unkonventionelle Rede halten, auch wenn sie nicht allen ins Konzept passt. Die Angst vor Einschüchterung überwinden. Es gibt viele Anlässe und Möglichkeiten, Mut zu zeigen.

 

P: Eine Kollegin hat als Motto vorgeschlagen: Wir schauen hin – nicht weg!

 

C: Ja, das sollten wir gemeinsam beherzigen.

 

P: Gut. Und lass uns doch zum Abschluss festhalten: Wir haben das große Glück, dass eine Auslandsschule wie die iDSB so viele Gestaltungsmöglichkeiten lässt.

 

C: Stimmt! Es ist unsere Schule, wir haben es in der Hand, sie zu gestalten.

 

WIR können gemeinsam Werte entwickeln und leben, von denen wir überzeugt sind. Jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen. Lassen Sie uns doch heute damit anfangen.

 

P: Wir würden uns freuen, dass unser kleiner Dialog dafür ein Impuls und Einstieg war. Vielen Dank.

 

C: Danke, Petra, für dieses Gespräch! Dank an Sie alle für Ihre Aufmerksamkeit.

 

 

Kondolenz

tief traurig

05.06.2019 um 17:12 Uhr von Olaf Joachim

 

Liebe Regine

 

In den letzten Jahren wechselten sich Phasen des intensiven Austauschs mit Christian auch immer mal wieder mit Phasen des eher lockeren Kontaktes ab. Was ich über all die Zeit von ihm in den letzten Jahren aber kennenlernen durfte, das war das Bild von einem Menschen von denen man sich mehr wünschen würde. Wenn er nicht gerade Mann, Vater oder Freund war, war er Europäer und Bremer durch und durch. Er war beharrlich in der Sache, freundlich/verbindlich im Ton und auch in schwierigsten Situationen und bei schwierigen Partnern immer zugewandt. Diese Eigenschaften ermöglichten es ihm, für Bremen so fruchtbar zu wirken. Zuletzt ganz sicher auch in der Zukunftskommission wo ich ihn mit KollegInnen konstruktiv an der Seite wusste und die er ganz wesentlich zu einem erfolgreichen Ergebnis geführt hat.

 

Gerne hätte ich den zuletzt wieder intensiven Kontakt gepflegt, aber es war leider anders bestimmt.

 

Ich wünsche Dir Regine, und euren Kindern alle erdenkliche Kraft und Zuversicht, um aus der Trauer und der Erinnerung an die schönen Zeiten Stärke für die Zukunft zu gewinnen

 

 

 

Olaf

 

Kondolenz

Wo immer Du jetzt bist

04.06.2019 um 21:09 Uhr von Klaus Sondergeld

Lieber Christian,

wo immer Du jetzt bist - dort wird es sortierter, besonnener und menschlicher zugehen.

Dein Klaus

Kondolenz

Eine Geschichte

04.06.2019 um 14:06 Uhr von Brigitte

Liebe Regine, liebe Wipha, lieber Sam,

tief bestürzt und traurig, über den Tod von Christian, sende ich Euch mein aufrichtiges Mitgefühl.

Als Gast in Eurem Haus, habe ich mich immer sehr wohl und herzlich aufgenommen gefühlt. In den vielen Gesprächen mit Christian und Euch, haben mich besonders seine liebevolle Zugewandtheit, Klarheit und tiefe Wertschätzung - jedem Menschen gegenüber - beeindruckt. Ein bemerkenswerter Mann, der Euch liebe Regine, liebe Wipha und lieber Sam, auf Eurem Weg liebevoll begleitet hat. Möge er in Euren Herzen bei Euch sein...

Von ganzem Herzen,

Brigitte

 

Eine Geschichte möchte ich gerne mit Euch teilen:

Von den Wasserkäfern und der Libelle

 

 

Am Boden eines kleinen ruhigen Teiches lebte eine Gemeinschaft von Wasserkäfern. Es war eine zufriedene Gemeinschaft, die dort im Halbdunkel lebte und damit beschäftigt war, über den Schlamm am Boden des Teiches hin und her zu laufen und nach etwas Nahrung zu suchen.

 

Immer wieder bemerkten die Wasserkäfer jedoch, dass der eine oder andere von ihnen anscheinend das Interesse daran verlor, bei ihnen zu bleiben. Er klammerte sich dann an einen Stängel einer Teichrose und kroch langsam daran empor bis er verschwunden war. Dann wurde er nie wieder gesehen.

 

Eines Tages, als dies wieder geschah, sagten die Wasserkäfer zueinander: “Da klettert wieder einer unserer Freunde den Stängel empor. Wohin mag er wohl gehen?”

 

Aber obwohl sie genau zuschauten, entschwand auch dieses Mal der Freund schließlich aus ihren Augen. Die Zurückgebliebenen warteten noch eine lange Zeit, aber er kam nicht zurück.

“Ist das nicht merkwürdig?”, sagte der erste Wasserkäfer.

“War er denn hier nicht glücklich bei uns?”, fragte der zweite.

“Wo er jetzt wohl ist?”, wunderte sich der dritte.

Keiner wusste eine Antwort. Sie standen vor einem Rätsel. Schließlich berief der Älteste der Käfer eine Versammlung ein. “Ich habe eine Idee”, sagte er. “Der Nächste, der von uns den Teichrosenstängel empor klettert, muss versprechen, dass er zurückkommt und uns erzählt, wohin er gegangen ist und warum.” “Wir versprechen es”, sagten alle feierlich.

 

Nicht lange danach an einem Frühlingstag, bemerkte genau der Wasserkäfer, der den Vorschlag gemacht hatte, dass er dabei war, den Teichrosenstängel empor zu klettern. Höher und immer höher kletterte er. Und dann, noch bevor er wusste, was ihm geschah, durchbrach er die Wasseroberfläche und fiel auf ein großes, grünes Teichrosenblatt.

 

Als der Wasserkäfer wieder zu sich kam, blickte er verwundert um sich. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Alles war ganz anders und auch sein Körper schien auf merkwürdige Art verändert. Als er ihn neugierig zu betrachten begann, fiel sein Blick auf vier glitzernde Flügel und einen langen Hinterleib, die nun anscheinend zu ihm gehörten. Noch während er sich über seine ungewohnte Form wunderte, spürte er ein Drängen, die Flügel zu bewegen. Er gab dem Drängen nach, bewegte seine Flügel – und plötzlich, ohne zu wissen wie, befand er sich in der Luft.

 

Der Wasserkäfer war eine Libelle geworden. Auf und ab, in engen und großen Kreisen, bewegte sich die neugeborene Libelle durch die Luft. Sie fühlte sich wunderbar in diesem so ganz andersartigen Element. Nach einiger Zeit ließ sie sich auf einem Blatt zum Ausruhen nieder.

 

In diesem Moment sah die Libelle hinunter ins Wasser. Und da waren ihre alten Freunde, die anderen Wasserkäfer, die hin und her liefen am Boden des Teiches. Jetzt erinnerte sich die Libelle an ihr Versprechen.

 

Ohne lange zu überlegen, stürzte sich die Libelle hinab, um ihren alten Freunden zu berichten. Aber sie prallte an der Oberfläche des Wassers ab.

 

“Ich kann nicht zurück.” sagte sie traurig. “Zwar habe ich es versucht, aber ich kann mein Versprechen nicht halten. Und selbst wenn ich zurückkönnte, kein einziger meiner Freunde würde mich in meinem neuen Körper erkennen.”

Und nach einigem Nachdenken wurde ihr klar: “Ich muss wohl warten, bis sie ebenfalls Libellen geworden sind. Dann wissen sie selbst, was mir widerfahren ist und wohin ich gegangen bin.”

 

Und damit flog die Libelle glücklich empor, in ihre wunderbare neue Welt aus Licht und Luft.

 

Verfasser unbekannt

 

 

 

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