Walter Hongler-Wolf

Walter Hongler-Wolf

geb. Hongler
* 21.05.1943 in Zürich
† 27.07.2017 in Klosters
Erstellt von B. C.
Angelegt am 04.08.2017
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Kondolenzen (2)

Sie können das Kondolenzbuch nutzen, um den Angehörigen Ihr Beileid zu bekunden, Ihrer eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen oder um dem Verstorbenen einige letzte Worte des Abschieds mitzugeben.

Kondolenz

Der Tod und der Gänsehirt (von Janosch)

28.08.2017 um 19:32 Uhr von Bea

Einmal kam der Tod über den Fluß, wo die Welt beginnt.

Dort lebte ein armer Hirt, der eine Herde weißer Gänse hütete.
'Du weißt, wer ich bin, Kamerad?', fragte der Tod.
'Ich weiß, du bist der Tod.
Ich habe dich oft auf der anderen Seite hinter dem Fluß gesehen.'
'Du weißt, daß ich hier bin, um dich zu holen und dich mitzunehmen auf die andere Seite des Flusses.'
'Ich weiß. Aber das wird noch lange sein.'
'Oder wird nicht lange sein.
Sag, fürchtest du dich nicht?'
'Nein', sagte der Hirt.
'Ich habe immer über den Fluß geschaut, seit ich hier bin, ich weiß, wie es dort ist.'
'Gibt es nichts, was du mitnehmen möchtest?'
'Nichts, denn ich habe nichts.'
'Nichts, worauf du hier noch wartest?'
'Nichts, denn ich warte auf nichts.'
'Dann werde ich jetzt weitergehen und dich auf dem Rückweg holen.
Brauchst du noch etwas, wünschst du dir noch was?'
'Brauche nichts, hab' alles', sagte der Hirt.
'Ich habe eine Hose und ein Hemd und ein Paar Winterschuhe und eine Mütze.
Ich kann Flöte spielen, das macht lustig. Meine Gänse verstehn nicht viel von Musik.'
Als dann der Tod nach langer Zeit wiederkam, gingen viele hinter ihm her,
die er mitgebracht hatte, um sie über den Fluß zu führen.
Da war ein Reicher dabei, ein Geizhals, der zeit seines Lebens wertvolles und wertloses Zeug an sich gerafft hatte:
Klamotten, auch Gold und Aktien und fünf Häuser mit etlichen Etagen.
Der Mann jammerte und zeterte:
'Noch fünf Jahre, nur noch fünf Jahre hätte ich gebraucht, und ich hätte noch fünf Häuser mehr gehabt.
So ein Unglück, so ein Unglück, verfluchtes!'
Das war schlimm für ihn.
Ein Rennfahrer war unter ihnen, der Zeit seines Lebens trainiert hatte, um den großen Preis zu gewinnen.
Fünf Minuten hätte er noch gebraucht bis zum Sieg.
Da erwischte ihn der Tod.
Ein Berühmter war dabei, dem ein Orden gefehlt hatte, nur ein einziger Orden, für den er Jahre aufgewendet hatte, da holte ihn der Bruder Tod.
Das war schlimm für ihn.
Dann war da ein junger Mann, der hatte an seiner Braut gehangen, denn sie waren ein Liebespaar gewesen, und keiner konnte ohne den anderen leben.
Ein schönes Fräulein war dabei mit langen Haaren.
Und viele Reiche, die jetzt nichts mehr besaßen, und noch mehr Arme, die jetzt auch nicht das besaßen, was sie gerne hätten haben wollen.
Ein alter Mann war freiwillig mitgegangen.
Aber auch er war nicht froh, denn siebzig Jahre waren vergangen, ohne daß er das bekommen hatte, was er hatte haben wollen.
Schlimm für sie alle.
Als sie an den Fluß kamen, wo die Welt aufhört, saß dort der Hirt.
Und als der Tod ihm die Hand auf die Schulter legte, stand er auf:
ging mit über den Fluß, als wäre nichts, und die andere Seite hinter dem Fluß war ihm nicht fremd.
Er hatte Zeit genug gehabt, hinüberzuschauen, er kannte sich hier aus,
und die Töne waren noch da, die er immer auf der Flöte gespielt hatte:
Er war sehr fröhlich.
Das war schön für ihn.
Was mit den Gänsen geschah?

Ein neuer Hirte kam.

 

(Teil der Predigt von Pfarrer Bergfeld in der Kirche Serneus am Ewigkeitssonntag vom 26.11.2017)

 

 

 

Auf der anderen Seite des Weges

 

Der Tod ist nichts,

ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.

Ich bin ich, ihr seid ihr.

Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.

 

Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.

Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.

Gebraucht keine andere Redeweise, 

seid nicht feierlich oder traurig.

 

Lacht weiterhin über das, 

worüber wir gemeinsam gelacht haben.

Betet, lacht, denkt an mich, 

betet für mich, 

damit mein Name ausgesprochen wird, 

so wie es immer war, 

ohne irgendeine besondere Betonung, 

ohne die Spur eines Schattens. 

 

Das Leben bedeutet das, was es immer war.

Der Faden ist nicht durchschnitten.

Weshalb soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein, 

nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?

Ich bin nicht weit weg, 

nur auf der anderen Seite des Weges.

 

Henry Scott