Nehmat Hossaini

Nehmat wurde am 31. Mai 1998 bei  Ghazni/ Afghanistan geboren. 

Er war der Älteste von 7 Kindern und lebte mit seinen Eltern in einfachen Verhältnissen auf dem Land. Durch immer wiederkehrende Plünderungen und Bedrohungen des Dorfes war sein Leben geprägt von viel seelischem Schmerz, Überlebensängsten und Traurigkeit.

Nehmats Eltern waren sehr strenggläubig, und er besuchte die Koranschule im Dorf. Schon damals wandte sich Nehmat vom islamischen Glauben ab, hielt sich nicht an Rituale und Vorgaben der Religion seiner Eltern. Sein Bestreben war, ein Leben in Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit zu führen, ohne an einen bestimmten Gott zu glauben.

Als 14-Jähriger entschloss er sich im Jahr 2012 zur Flucht aus Afghanistan. Sein Weg führte ihn zunächst in den Iran, wo er sich 3 Jahre illegal aufhielt und als Schneider-Gehilfe arbeitete.

Im Jahr 2015 gelang ihm dann die Einreise nach Deutschland, wo er im Rems-Murr-Kreis zunächst in den Jugendhilfeeinrichtungen Mönchhof und Laufenmühle (Welzheimer Wald) eine Bleibe fand.

Im Dezember 2016 konnte er in eine 4-er Wohngemeinschaft nach Schorndorf umziehen.

In der Zeit vom November 2015 bis Mai 2019 wurde Nehmat über das Jugendamt und Mitarbeiterinnen der eva Rems-Murr betreut und begleitet.

Um seinen 21. Geburtstag im Jahr 2019 hatte er das große Glück, über seinen Ziehvater eine kleine Wohnung in Welzheim anmieten zu können. Dort lebte er bis zu seinem Tod.

Nehmat hat in Deutschland schnell begriffen, dass er sich nur gut integrieren konnte, wenn er gute Deutschkenntnisse, einen Schulabschluss und eine Ausbildung erreichen würde.

Er war an der Grafenbergschule Schorndorf ein fleißiger und ehrgeiziger Schüler und absolvierte mit viel Lernen im Jahr 2018 erfolgreich seinen Hauptschulabschluss.

Über mehrere Praktika fand Nehmat seinen Wunschberuf. Er wollte Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik werden. Nach erfolgreichen Bewerbungen startete er im September 2018 seine Ausbildung.

Im Herbst 2019 bekam Nehmat seine Flüchtlingseigenschaft zuerkannt.

Nehmat war ein begeisterter Sportler. Er liebte das Laufen, trainierte allein oder in einem Lauftreff. Nehmat nahm auch regelmäßig erfolgreich an Wettkämpfen teil. Sein Sportprogramm ergänzte er durch Krafttraining im Fitness-Studio oder beim Training an Outdoor-Geräten mit Freunden. Er war gerne mit dem Fahrrad oder mit seinen Inlinern unterwegs.

Nehmat ging mit seinem Ziehvater gerne gemeinsam auf Reisen.

Sie besuchten Berlin, Straßburg, den Schwarzwald, den Bodensee oder machten Ausflüge in der näheren Umgebung. Noch im Januar 2021 hat Nehmat eine Kurzreise nach Hamburg geplant.

Nehmat war ein wissbegieriger, weltoffener und toleranter junger Mann. Er war gespannt auf alle weiteren Erlebnisse, Entdeckungen und Abenteuer, die ihm sein neues Leben in Deutschland zu bieten hatte.

Umso härter und unverständlicher hat uns die Nachricht von seinem Tod getroffen.

Wir sind sehr traurig, dass er nicht mehr bei uns ist und werden ihn immer in unserer Mitte behalten.

Er war und bleibt einer von uns.