Petra  Szablewski-Çavus

Petra Szablewski-Çavus

* 02.08.1950
† 21.05.2020 in Frankfurt am Main
Erstellt von Sarita Batra
Angelegt am 03.06.2020
2.209 Besuche

Freunde auf diese Seite einladen

Über den Trauerfall (3)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Petra Szablewski-Çavus , wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Trauerfeier

04.06.2020 um 09:50 Uhr
Foto Trauerfeier für Petra  Szablewski-Çavus

Leben und Wirken

03.06.2020 um 16:08 Uhr

 

Petra Szablewski-Cavus war Erziehungswissenschaftlerin/Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt interkulturelle Bildung in der Migration. Sie befasste sich wissenschaftlich, strategisch und unterrichtspraktisch vor allem mit dem Konzept des „berufsbezogenen Deutschunterrichts“ mit Migrant*innen und mit dem Einbezug von Mehrsprachigkeit in die Didaktik des Unterrichts „Deutsch als Zweitsprache“.

 

Sie war u.a. beteiligt an der Erarbeitung von Recherchen und Expertisen im Schnittfeld von Bildung und Migration. Sie entwickelte Projekte, Konzepte, Workshops und Trainings. Außerdem arbeitet sie im Feld der (Fach-) Öffentlichkeitsarbeit als Autorin, Redakteurin und Herausgeberin verschiedener Print- und Online-Medien. Eine besondere Plattform für die Sammlung Ihrer Ideen und Expertise wurde die Webseite http://www.sprache-arbeit-migration.de/ sowie für die IQ Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch die Facebook-Präsenz, die sie bis zuletzt mit der akkurat pflegte und stets mit relevanten und unterhaltenden Inhalten bereicherte. https://www.facebook.com/BerufsbezogenesDeutsch/  

 

Arbeitsschwerpunkte

 

  • Berufliche/ soziale/ kulturelle Integration
  • Bildung und Migration
  • Interkulturelles Zusammenleben
  • Kultur/ gesellschaftl. Aktivitäten/ Selbstorganisation
  • Migration und Geschlecht
  • Migration weltweit/ europaweit
  • Migrationsforschung
  • Migrationspolitik europäisch
  • Nichtdiskriminierung/ Gleichbehandlung/ Konfliktbewältigung
  • Wirtschaft und Arbeitsmarkt/ Arbeitsrecht
  • Zwei-/ Mehrsprachigkeit

 

Veröffentlichungen (eine Auswahl)

 

  • Szablewski-Cavus, Petra (2013): Zugehörigkeit als pädagogische Anforderung. Das Konzept der Inklusion im Kontext von Migration und beruflicher Bildung (http://www.deutsch-am-arbeitsplatz.de/fileadmin/user_upload/PDF/Szablewski_Inklusion_final_29.10.2013.pdf)
  • Szablewski-Cavus, Petra (2010): Berufsbezogenes Deutsch, berufliche Weiterbildung und berufliche Kommunikation. In: Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): 'Sprache ist der Schlüssel zur Integration'. Bedingungen des Sprachlernens von Menschen mit Migrationshinter-grund. (= WISO Diskurs 2010). Als Download unter: http://library.fes.de/pdf-files/wiso/07666.pdf .
  • Szablewski-Cavus, Petra (2008): Orientierung im Beruf, Berlin u. München: Langenscheidt(mit Susan Kaufmann und Lutz Rohrmann)
  • Szablewski-Cavus, Petra (2007): Orientierungskurs Deutschland. Geschichte - Kultur – Institutionen, Berlin u. München: Langenscheidt (mit Susan Kaufmann und Lutz Rohrmann)
  • Szablewski-Cavus, Petra (1997) Über Hürden, über Brücken. Berufliche Weiterbildung mit Migrantinnen und Migranten, Frankfurt: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (mit Andrea Nispel)

__________________________________________________________

 

Nachruf von Hans-Jürgen Krumm und Verena Plutzar

 

Uns hat heute die traurige Nachricht erreicht, dass Petra Szablewski-Çavus letzten Donnerstag nach kurzer und schwerer Krankheit verstorben ist.

 

 

 

Petra Szablewski-Çavus gehört zu den wichtigen WegbereiterInnen und AkteurInnen des Fach Deutsch als Zweitsprache. Bereits 1975 engagierte sie sich in einem Projekt „Kommunikation und Spracherwerb bei nicht erwerbsta¨tigen ausla¨ndischen Frauen“ (im Rahmen des Forschungsprogramms „Gastarbeiterforschung“ der Stiftung Volkswagenwerk) und dabei entstand das erste praxisnahe Handbuch für den Deutschunterricht mit türkischen Frauen „Aus Erfahrung lernen“ (Ülkü Gürkan, Klaus Laqueur, Petra Szablewski 1982, zahlreiche Neuauflagen). Das Handbuch wurde zu einem der meistgefragten Titel in der damals neu gegründeten Buchreihe „Lernen mit Ausländern“, deren Team der Herausgeberinnen und Herausgeber Petra Szablewski bald angehörte.

 

 

 

Mit der Gründung des „Sprachverbandes Deutsch für ausländische Arbeitnehmer e.V.“ 1974 übernahm Petra Szablewski als pädagogisch-wissenschaftliche Referentin eine zentrale Rolle in dem sich entwickelten Feld. Der  Dachverband, getragen vom deutschen Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, unterstützte die verschiedensten Träger von Deutschkursen und Fördermaßnahmen, vom Volkshochschulverband über das Goethe-Institut und viele Träger der freien Wohlfahrtspflege durch die Entwicklung von Grundlagen und Kursmaterialien sowie den Aufbau von Fortbildungen für KursleiterInnen; der Sprachverband beriet die Kursträger organisatorisch und fachlich. Unter Petra Szablewskis Mithilfe entstanden die Zeitschriften „Deutsch lernen“ (ab 1975) und „Bildungsarbeit in der Zweitsprache Deutsch“ (ab 1984), die dann ab 2000 als „Deutsch als Zweitsprache“ weitergeführt wurden. Zu den Projekten, die Petra Szablewski besonders am Herzen lagen, zählen die „Maßnahmen zur sozialen und beruflichen Eingliederung ausländischer Jugendlicher“ (MSBE) mit über 10.000 TeilnehmerInnen.

 

 

 

Gegenwärtig gibt es keine Einrichtung, weder das deutsche BAMF noch den österreichischen ÖIF, die inhaltlich so fundiert und ganz nah an den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeitet und eine so breite Palette an Maßnahmen, verbunden mit einer anspruchsvollen LehrerInnenfortbildung (in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut) bietet, wie es der Sprachverband Deutsch in dieser Zeit geleistet hat. Die überfallsartige Auflösung des Sprachverbandes 2003 – über Nacht wurden die Archive und Materialien abtransportiert und in das neugeschaffene BAMF geschafft – war für alle MitarbeiterInnen, insbesondere auch für Petra Szablewski-Çavus, ein Schock. Sie blieb aber ihrem Arbeitsfeld treu und wirkte am Aufbau der „Fachstelle berufsbezogenes Deutsch“ mit. Seit 2010 baute sie ein eigenes Arbeitsfeld „Sprache – Arbeit – Migration“ (http://www.sprache-arbeit-migration.de/das-arbeitsfeld-2.html ) auf.

 

 

 

Zu Österreich unterhielt Szablewski-Çavus vielfache Bindungen, vor allem im Rahmen des Transnationalen ExpertInnenforums Sprache und Migration 2005 – 2015. In diesem unabhängigen Zusammenschluss von Fachleuten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol/Italien, brachte sie unverzichtbare Impulse ein.

 

 

 

Petra Szablewski-Çavus ging es immer darum, nicht über andere, sondern mit ihnen zu arbeiten und zu schreiben. Sie war getragen von der Überzeugung, dass Sprache das zentrale Medium des In-der-Welt-Seins ist, des Austauschs mit Anderen, des Ausdrucks des Selbst und als Instrument, mittels dem für Rechte eingestanden wird. Sie war in einem außerordentlichen Maße ein aufrechter Mensch und darin Wegbegleiterin und Vorbild. Petras kritischer Geist und lebendiges Wesen werden uns fehlen.

 

 

 

Hans-Jürgen Krumm und Verena Plutzar

 

Wien, am 25. Mai 2020

 

 

 

 

Wir trauern um Petra Szablewski-Cavus.

03.06.2020 um 16:08 Uhr

 

Sie verstarb am 21.05.2020 nach kurzer, schwerer Krankheit in Frankfurt/Main.

 

Petra ist ein 'Urgestein' im Handlungsfeld Berufsbezogenes Deutsch. Mit ihren Arbeiten zur beruflichen Weiterbildung für Migrantinnen und Migranten und insbesondere zur Sprachbildung im Kontext von Qualifizierung und Arbeitsmarkt legte sie entscheidende Grundlagen für unsere Arbeit als Projekt und als Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch im Förderprogramm IQ. Bis zuletzt hat sie durch die facettenreiche Gestaltung des Facebook-Auftritts der Fachstelle wichtige Impulse gesetzt.

Wir haben so viel von ihr gelernt und verlieren eine energische, streitbare, solidarische und herzensgute Kollegin und Freundin. Unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten Ihrer Familie und Freunden.

 

Hier findet sich eine Zusammenstellung von Nachrufen und Erinnerungen zusammen mit der herzlichen Einladung, selbst auch zu teilen, was für Familie, Freunde und Weggefährten ein tröstendes Wort oder ein Sonnenstrahl in dunkler Stunde sein kann. Tragen Sie sich gerne in das Kondolenzbuch ein.